herzüber
kippe ich
in das aufgewühlte Meer
in deinem Blick
*
das beständige Rauschen
am Ufer der Stadt
hat uns schon
um den Finger der Nacht
gewickelt
*
wortüber
springen wir
mitten ins tiefe
Gespräch
herzüber
kippe ich
in das aufgewühlte Meer
in deinem Blick
*
das beständige Rauschen
am Ufer der Stadt
hat uns schon
um den Finger der Nacht
gewickelt
*
wortüber
springen wir
mitten ins tiefe
Gespräch
So. Das heutige Türchen will ich euch natürlich auch nicht verheimlichen…!
Sinnigerweise passend zu später Stunde…☺️ (Früher war leider nicht möglich)
Für alle die, die Nacht so sehr mögen, wie ich.
Hier gehts zum Türchen: Theater Südsehen Adventskalender
Viel vergnügen beim hören!
Eure Simone Lucia
kleine Abschnürungen
tropfen
geruchlos
ins Wirkungsleere
Die Schnürung
der Wirklichkeit
hat längst
begonnen
Als erstes
schnüren wir
den Gedanken
ein
enges Korsett
Zu eng
geschnürte Gedanken –
mit welchem Herz
ihren Schmerz
ertragen?
So einfach
lassen wir uns
abschnüren
von der Wirklichkeit
ja so einfach
die ungeschnürte Zukunft
in Gedanken
schon fest
verschnürt
all die zerschnürten
Herzen –
unverträgliche Gedanken
hat man ihnen
aufgeschnürt:
angeschnürte Gedanken
mit welchem Herzen
jetzt
die Zukunft
entschnüren
in Gedankenenge
kann niemand atmen
zu eng
umschnürte Gedanken –
Einschnürungen im Herzen
aus engen Gedanken
oder
abgeschnürte Gedanken
eingeschnürt
in engen Herzen
unerträglich
eingeschnürte
Schneewittchenwirklichkeiten
unter Glas
wirkungsgeleert
die Herzen
ausgetrunken
die Herzkranzgefäße,
alle
geleert in einem Zug
bis
kein wahrer
Gedanke mehr
in seiner
Wirkung
hinunter
zur
Erde
tropft.
*
*
*
*
*
Aus einer gemeinsamen kreativ-Session mit dem Maler Fabian Amend.
Ein Spiel mit dem Wort „schnüren“ und verschiedenen Präfixen. Ich finde Präfixe sind wie das Anschneiden beim Tischtennis – das Wort bekommt einen bestimmten neuen Spin oder Dreh…
*
Wir trinken
Aus keimfreien Gläsern
und keimfrei halten wir
unseren gläsernen Sarg,
der bereitsteht;
schneller schlagen
die vakuumierten Herzen,
durch die dunklen Straßen der Köpfe
zieht wieder ein Phantom
wir trinken aus keimfreien Gläsern
schluckweise
verdichtete Angst
schneller schlagen
die vakuumierten Herzen,
schneller für
das Heil
eines gläsernen Sargs
in den dunklen Straßen der Köpfe
sucht ein Phantom
nach der Abzweigung
wir trinken aus keimfreien Gläsern
wir trinken die Angst
ganz aus
schneller schlagen
die vakuumierten Herzen,
sie glauben an ein Leben
im gläsernen Sarg
in den dunklen Straßen der Köpfe
sucht ein Phantom die Abzweigung
in die Wirklichkeit
wir trinken aus keimfreien Gläsern
und keimfrei halten wir
unseren gläsernen Sarg, der bereitsteht;
schneller schlagen
die vakuumierten Herzen,
sie tauschen ihr Leben
gegen den gläsernen Sarg
*
*
*
*
*
…entstanden in einer kreativ-Session mit dem Maler Fabian Amend. Das Thema der „vakuumierten Herzen“ hat für mich gerade Potential für eine ganze Serie.. 😊
Wozu eigentlich gemeinsame kreativ-Sessions? Was hättet ihr für Motive, gemeinsam mit anderen tätig zu sein?
Die Wolken des Himmels
stockende Milch des Tages
über der Stadt
dem Tag stockt der Atem
in Wolken
aufgetrieben sind wir
mit ihnen
bis an
die Oberfläche
unserer Sätze
nichts verrät sie
die Oberfläche, sie
weist uns ab
Die Himmel der Tage
stockende Wolken in Milch
über der Stadt
auf der Oberfläche unserer Sätze
treiben wir dahin
auf großen Seerosenblättern
sie weist uns ab
die Oberfläche
weist uns zurück
auf uns selbst
Die Wolken des Tages
stockende Himmel in Milch
über der Stadt
den Wolken stockt der Tag
im Atem
und so bleiben wir
Verlorene
auf der weiten Oberfläche
unserer Sätze
*
*
*
entstanden in einer gemeinsamen kreativ-Session mit dem Maler Fabian Amend.
Am Rande des Blau
fließt das Wasser vorbei
es hält nicht
an
es fließt
immerzu
ob die Stadt
am Rande des Blau
nur ein Scherenschnitt ist
der die Luft
anhält
dem Wasser und dem Blau
ist es gleich
ob die Stadt
hinter ihrem Scherenschnitt
gegen das Blau
rebelliert
dem Wasser und dem Blau
ist es gleich
am Rande des Blau
fließt das Wasser vorbei
es hält nicht
an
es fließt
immerzu
ob es Tote
ins Meer
oder ein Wunder
trägt
dem Wasser und dem Blau
ist es gleich
III
Wenn am
Isarufer
die Stadt
die blonde Perücke
wieder abnimmt und
gähnend
dem schmerzenden Morgen
die Stirn kühlt,
wenn der ertrunkene
Abend sanft
angespült
am Ufer
des Gestern liegt,
ist die Nacht
längst
abgeschminkt
ihre falschen Wimpern
kleben noch
auf den warmen Kissen
der Stadt
***
*
*
*
*
So. Teil III hiermit abgeschlossen. Wer sich traut es im ganzen zu lesen, findet hier: Teil I, Teil II – der Versuch über den Eindruck von einer Stadtnacht in München. Die Idee ist vom 13.03.20 und noch komplett virusfrei – diese Texte sind also ohne Ansteckungsgefahr…😜
II
Während
am Isarufer die Stadt
lasziv
ihre Beine
übereinander schlägt und
aus Langeweile
die letzten rosa
Kaugummiwolkenblasen
platzen lässt
während
ein junger Abend
auf dem Brückengeländer
mit dem Freitod droht,
rauscht sie endlich heran:
unvergleichlich jung
und elegant rückenfrei
rauscht die Nacht
von Bar zu Bar –
die Mondsichel im Dekolleté,
nur mit ein paar knappen Stunden
bekleidet –
hinterlässt Sprüche
an den Toilettenspiegeln der Stadt,
unter ihren Absätzen
klebt der Asphalt
die Nacht trägt heute
falsche Wimpern
ihren Kuss drückt sie
zwischen die Beats der Stadt
unzählige brennende Lippen
löscht sie
im Rausch
und tief unter den Bässen,
weit unter den Sinnen
der Stadt
schlägt die Nacht
ihre Augen auf
beeindruckend ihr Aufschlag
beeindruckend
sternlos,
die Nacht
*
*
*
*
Die anderen beiden Teile lesen? Hier entlang: Teil I