Moment im Sirup

Damals

War die Zeit
unser süßer Sirup
Über die dampfenden heißen Tage
rann sie
Und zerging

Rann die gestapelten Tage in Frankreich hinab,
die wir gierig verschlangen:
ganze runde Siruppfannkuchen

Zwischen den honigfarbenen Stunden
Platzte der Himmel auf und ergoss
Eine Herde Eisschäfchen
Über die Erde
Die Glyzinie regnete uns ins Gesicht
Zwischen den wehenden Gardinen
im großen Flügelfenster
In dem wir standen
Du und Ich

Mit deinen Augen versuchte ich
Landschaft zu atmen

über uns der Dachvorsprung,
er winkte hunderte Schwalben heran

Rinne nicht mehr, Zeit
rief ich,
Halt an, Sirup

Dann
War es dein Wimpernschlag –
Das Zeichen für die Schwalben, zum Flug –

er war es,
der ihn fortwischte,
den Moment

Sommer II (2016)

sieh, Sommer
jetzt atmest du aus

durchbrach noch eben
deinen Himmel der Mohn,
die Kornblumen

umwuchs deines Zenites Herzschlag
ihr Rot,
ihr Blau

durchkämmte nicht
der aufkommende Südwind noch
das Weizengrün seidener Felder

dem kurzatmigen Grün des Weizen
nahm deine Sonne den Atem
ganz

Sag mir, Südwind, wohin?

wohin entschläft dir das Rot des Mohns

In deiner Stille weht der Tod
auch das Blau aus und
frisst sich satt am Grün

lau ist dein Trost und trocken
und leis,
Südwind
im Knistern sterbender Halme

das Reifen
kommt nicht aus
ohne des Wachstums Tod

Sommer (2016)

Barfuß
durchschreitest du mein Herz
mit dem Wind im Rücken und
der Sonne unterm Arm

meiner Seele Tiefen und Untiefen
küsstest du die sandigen Worte von der Stirn

Auch Pfützen haben das Vermächtnis
die Sonne zu spiegeln, sagst du, Sommer

sagst es in das trübe Blau
einer meiner spiegellosen Stunden hinein

mein Herz, es wuchs über das Moos
wuchs über das Moos des Waldes hinaus
wuchs dir entgegen

entwuchs mir aus dem Mund
und dem Gestrüpp der Stille

die jetzt auch barfuß geht