vakuumierte Herzen

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Wir trinken

Aus keimfreien Gläsern

und keimfrei halten wir

unseren gläsernen Sarg,

der bereitsteht;

 

schneller schlagen

die vakuumierten Herzen,

durch die dunklen Straßen der Köpfe

zieht wieder ein Phantom

 

wir trinken aus keimfreien Gläsern

schluckweise

verdichtete Angst

 

schneller schlagen

die vakuumierten Herzen,

schneller für

das Heil

eines gläsernen Sargs

 

in den dunklen Straßen der Köpfe

sucht ein Phantom

nach der Abzweigung

 

wir trinken aus keimfreien Gläsern

wir trinken die Angst

ganz aus

 

schneller schlagen

die vakuumierten Herzen,

sie glauben an ein Leben

im gläsernen Sarg

 

in den dunklen Straßen der Köpfe

sucht ein Phantom die Abzweigung

in die Wirklichkeit

 

wir trinken aus keimfreien Gläsern

und keimfrei halten wir

unseren gläsernen Sarg, der bereitsteht;

 

schneller schlagen

die vakuumierten Herzen,

sie tauschen ihr Leben

gegen den gläsernen Sarg

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…entstanden in einer kreativ-Session mit dem Maler Fabian Amend. Das Thema der „vakuumierten Herzen“ hat für mich gerade Potential für eine ganze Serie.. 😊

Wozu eigentlich gemeinsame kreativ-Sessions? Was hättet ihr für Motive, gemeinsam mit anderen tätig zu sein?

 

Soeben erschienen… Buchveröffentlichung

Liebe Leser…

Es ist wahr. Das Buch ist da.

Es ist echt. wirklich… Denn ich halte es in der Hand!

Lange schon angekündigt hier, doch gerade erst den Druckapparaturen entwachsen: die Anthologie „Herzweise, 100 Gedichte der Gegenwart“.

Auf 152 Seiten lädt sie dazu ein,  in exakt hundert lyrische Momente einzutauchen und sich auf deren Grund sinken zu lassen…

herzlich,

Eure Simone Lucia

Das Buch ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Bestellen kann man es beispielsweise direkt beim Verlag in der Lindenstraße, in jedem Buchladen um die Ecke und natürlich auch bei Amazon 

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“Fünf Autoren haben alle Regler heruntergefahren und abgeschaltet. Dann haben sie gelauscht. Herausgekommen ist der im „Verlag in der Lindenstraße“ erscheinende Sammelband „Herzweise – 100 Gedichte der Gegenwart“, dessen Leitmotiv die Stille ist: „Gestrüpp der Stille“ (Simone Lucia Birkner) – “unzählige Arten der Stille” (Sandra Blume) – “Dunkelheit. Stille“ (Hannah Buchholz) – „dieses leise klirren in der stille“ (Diana Jahr) – „stille – dieser letzte aller verse“ (Á. M. Perezáno) Sie kommen auf leisen Sohlen daher, diese 100 Gedichte, unaufdringlich, präzise, aufgeschlossen für das Unscheinbare. Er wolle einen Schatten pflanzen, ist bei Perezáno zu lesen, Birkner schreibt von zusammengekehrtem Stundenlaub, Blume vom Licht zwischen ihren Fingern, Buchholz vom Kaffee im Morgennebel, Jahr von der Weichheit der Hornisse und einer Mondbraue. 100 Gedichte zum Hinhören und Hinsehen. 100 Gedichte zum Entschlacken. 100 Gedichte, die herzweise dem Hier und Jetzt abgelauscht sind.“

Reinhard Ammer

 

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Sei mein November

 

Sei mein November
sage ich
zu dir –

in der weit aufgerissenen Tür
meines Herzens stehe ich
mit wehenden Locken –

und du,
November,
bist mein Sturm.

Rauschst mir
in waghalsigen Böen
durch die Herzkammern und
mit traumtrunkenen Lippen,
November,

dehnst du
das Rot des Abends lang
und flüsterst
mir Nebel zu.

In den herabstürzenden Nächten,
November,
küsst du mir den Schlaf
aus den Poren meiner Haut
bis der ergraute Morgen
ein Lied davon singt

Und du wirfst mich
in den Himmel
zu den Zugvögeln, November
und ich schlage
in deiner asphaltierten Stille
wieder auf

Unter den wilden Wolken
deines Schweigens
liege ich
noch unbegraben

und verstehe das Flüstern
des Nebels nicht

Vers um Vers –
für dich –
klebe ich auf
mein aufgeschürftes Herz,
November

Vers um Vers
über
das ausgeblichene Rot
deiner Abende.

 

 

 

 

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beende mal meine Schreibblockade mit einer Liebeserklärung an den Monat November…

Gedanke trifft bald Papier…

IMG_0043Im Herbst dieses Jahres schon wird es soweit sein –
Hundert Gedichte werden den Weg auf Papier gefunden haben.
Zwanzig davon, darf ich aus meinem Fundus beisteuern.
Auf diesen aufgeräumten, bis dahin gut durchsortierten Haufen Papier, zwischen wunderschönen Halbleinen-Buchdeckeln, mit unzähligen, feinsäuberlich ausgewählten, sinnbehafteten schwarzen Buchstaben darin, freue ich mich…
Und kann gar nicht sagen, wie sehr!!!
Wer das „neue-Lyrik-Entdecken“ genauso liebt wie ich, dem kann ich nur empfehlen, die Blogs aller anderen an diesem Buch beteiligten Anthologie-Autoren zu besuchen…
Lest selbst, es lohnt sich.

Druckergeschwärzte Papiergrüße,

Eure Simone Lucia

Variation II

Für Hannah, Ángel, Poeta, Diana

 

Wir treffen uns
mitten im blühenden Gestrüpp
der Sprache

Im Geäst hängt der zaghafte Gesang
gerade flügge gewordener Worte

Heimlich treffen wir uns
hinter den Zeilen

Wo soeben die Stille
ihre Augen aufschlug

In der Stille nur noch
unser atmendes Wort

leise beschlägt es
die fragile Haut
zwischen den Zeilen

Seine Spur, die wir auflesen –
herzwärts
führt sie uns

Unter der Worthaut, mein schlagendes Herz

Tief unter die Worthaut

musst du mir gegangen sein.

Es war vielleicht
der stumme Gesang,

der heute
unter deinen Wimpern träumt…

Zu dir hin taumele ich
durch das Dickicht der Sprache,

in den Zweigen deines Atems
verfängt sich mein Herz –

das Wort,
es schlägt mir bis zum Hals!

Mein Streifzug entlang
der zerbrechlichen Silben,

an deinen Lippen
mündet er

in plötzlichem Wortstillstand.

Silbenflimmern –
Operation am offenen Wort

In meinen zittrigen Händen
halte ich
das bloße, pulsierende Wort –
lebendig ist es und warm

herzwärts
geht
sein kraftvoller Schlag

Erste Variante aus einer Übung – Impromptus über das Herz und das Wort,
– mit Körperlichen Begriffen verarbeitet. Da ich kürzlich ein paar Worte fand, in die ich gerade sehr verliebt bin, werden sie bald mehrfach auftauchen…