Straßen durch dein Schweigen

Heute schweigst du.

Die Amsel hat zu singen begonnen,

Du schweigst.

Ich falte es auseinander,
dein Schweigen;

Es ist meine Landkarte,
über dem Morgen
und dem Gesang der Vögel
breite ich sie aus.

Die glattgestrichene Landschaft
deines Schweigens
studiere ich,
Während die Amsel
in den Wipfeln meines Herzens
die Sonne ruft.

Viele Straßen führen
durch dein Schweigen –

Doch keine führt heute zu dir.

See im November

Nicht aufzufüllen,
die Täler des Tages
mit deiner tropfenden rauchigen Stille,
Herbst

Nicht mit euch Wolken,
ihr träumenden Katzen –
tief in die Täler gekuschelt

Nicht durch deinen quecksilbernen Glanz, See,
in den mir das Herz aus den Händen entgleitet
bis auf deinen Grund

meine Seele – ein Windhauch nur, im Schilf –
lege ich dir zu Füßen, See
heute mit deinem Glanz

Morgen schon, Herbst,
hängst du die letzten gelben Blätter ab
und die Tage wie Wäsche zusammen,
glattgestrichene Tagesstapel

die Stille wird auf sie regnen und die Blätter
mit ihrem letzten Gelb

herausziehen werde ich sie einzeln und
durcheinandererinnern

Still liegt der See im November
still auf dem Grund
der Erinnerung

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[Es ist Sommer, ich weiß. Das zugrundeliegende Fragment von 2008 schrie allerdings nach Bearbeitung..]