Übung in honigblau

Längst
fielen die Kastanien.

Über das Kopfsteinpflaster
in den Straßen
unserer welkenden Sommerherzen
sprangen sie

und durch das Prasseln
der Tropfen
kühler gewordener Herbstverse.

Nur die Eiche
hält noch
ihr ockernes Rauschen
in den Wind.

Dort wo die Schatten
jetzt
länger wohnen,
an den kahlen Schläfen
der Erde,

zerteilt ein Vogelschwarm
den knappen
hellen Atem des Tages.

mit ihren
honigblauen Händen
behutsam
greift mir die Dämmerung
unter das Kinn:

Kopf hoch,

flüstert sie
ins bläuliche Ohr
der angebrochenen Stunde

Kopf hoch, Mädchen

in das leise Flimmern
hinter der Halsgrube.

Der heftige Kuss
aus Worten, Mädchen,
der jetzt dein
Schlüsselbein ziert –

Auch er
wird Patina tragen
eines Tages

 
Bis er in der Dämmerung
meiner Poren versinkt
trage ich ihn noch

deinen schimmernden Herbstkuss

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94AE686F-3E50-4CAA-88FC-30048D5B19E8Bild: Anton Zwengauer

 

So.. noch ein Text entstanden in selbiger Lyrikübung mit Hannah und Ángel

Aufgabenstellung: Zeit, Körper und Farbe verarbeiten.

Sommer II (2016)

sieh, Sommer
jetzt atmest du aus

durchbrach noch eben
deinen Himmel der Mohn,
die Kornblumen

umwuchs deines Zenites Herzschlag
ihr Rot,
ihr Blau

durchkämmte nicht
der aufkommende Südwind noch
das Weizengrün seidener Felder

dem kurzatmigen Grün des Weizen
nahm deine Sonne den Atem
ganz

Sag mir, Südwind, wohin?

wohin entschläft dir das Rot des Mohns

In deiner Stille weht der Tod
auch das Blau aus und
frisst sich satt am Grün

lau ist dein Trost und trocken
und leis,
Südwind
im Knistern sterbender Halme

das Reifen
kommt nicht aus
ohne des Wachstums Tod