Sommer II (2016)

sieh, Sommer
jetzt atmest du aus

durchbrach noch eben
deinen Himmel der Mohn,
die Kornblumen

umwuchs deines Zenites Herzschlag
ihr Rot,
ihr Blau

durchkämmte nicht
der aufkommende Südwind noch
das Weizengrün seidener Felder

dem kurzatmigen Grün des Weizen
nahm deine Sonne den Atem
ganz

Sag mir, Südwind, wohin?

wohin entschläft dir das Rot des Mohns

In deiner Stille weht der Tod
auch das Blau aus und
frisst sich satt am Grün

lau ist dein Trost und trocken
und leis,
Südwind
im Knistern sterbender Halme

das Reifen
kommt nicht aus
ohne des Wachstums Tod

Auf hoher See

Wie mächtig
ist deiner Seele Brandung

kopflos stürze ich
in die erstbeste Welle deiner Sprache

durchtauche sie,
deiner Sprache Schönheit
entlang zweier Herzschläge
und dem Seetang deiner Silben
tauche ich ihrer Tiefe
auf den Grund

deiner kräuselnden Worte Sog
erfasst mich mit Haut und Haar

als der Mond in die Fluten fällt
tragen sie ihn auf Schwimmhäuten an Land,
deine Worte
ihn und das Silber

ich weiß nicht mehr – ist es noch
mein Herzschlag oder
deine Brandung gegen mein Herz

ja, brande nur fort

dein hoher Seegang
macht mir keine Angst

Cerny Dul /Ode an eine Freundschaft (Für Deniz)

Durch den Gedankentrichter gespült
strandeten wir
am Ufer der Nacht
die zu kurz für uns war
(schon damals)

Die Nacht rauschte mit ihren Sternen durch die Pappeln
dicht heran
an das Ohr der Zukunft

Wir bissen in die Schaumkronen
versunkener Dichter und Philosophen
glühend waren unsere Gedanken,
sie brannten sich Löcher in unsere Worte

die Schallmauer durchbrachen sie längst
als die Nacht endlich
über die Ufer trat,
ausuferte
in die Dämmerung

In der wir Freundschaft buchstabierten
auf platonisch
als sei das
eine neue Sprache

Sommer (2016)

Barfuß
durchschreitest du mein Herz
mit dem Wind im Rücken und
der Sonne unterm Arm

meiner Seele Tiefen und Untiefen
küsstest du die sandigen Worte von der Stirn

Auch Pfützen haben das Vermächtnis
die Sonne zu spiegeln, sagst du, Sommer

sagst es in das trübe Blau
einer meiner spiegellosen Stunden hinein

mein Herz, es wuchs über das Moos
wuchs über das Moos des Waldes hinaus
wuchs dir entgegen

entwuchs mir aus dem Mund
und dem Gestrüpp der Stille

die jetzt auch barfuß geht

See im November

Nicht aufzufüllen,
die Täler des Tages
mit deiner tropfenden rauchigen Stille,
Herbst

Nicht mit euch Wolken,
ihr träumenden Katzen –
tief in die Täler gekuschelt

Nicht durch deinen quecksilbernen Glanz, See,
in den mir das Herz aus den Händen entgleitet
bis auf deinen Grund

meine Seele – ein Windhauch nur, im Schilf –
lege ich dir zu Füßen, See
heute mit deinem Glanz

Morgen schon, Herbst,
hängst du die letzten gelben Blätter ab
und die Tage wie Wäsche zusammen,
glattgestrichene Tagesstapel

die Stille wird auf sie regnen und die Blätter
mit ihrem letzten Gelb

herausziehen werde ich sie einzeln und
durcheinandererinnern

Still liegt der See im November
still auf dem Grund
der Erinnerung

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[Es ist Sommer, ich weiß. Das zugrundeliegende Fragment von 2008 schrie allerdings nach Bearbeitung..]

Versuch über die Waschmaschine (2005)

Durch die Wand das Geräusch der Waschmaschine
Sie dreht sich weiter,
immer weiter
So vertraut das Geräusch

Bestimmt wirft sie gerade Blau und Grün durcheinander
Und ein Jackenknopf klitscht gegen die Scheibe,
vielleicht ist es der bronzene mit der feinen Prägung
Ich sitze hier, die Ellenbogen auf die Knie gestützt
Und warte
Warte dass irgendein Wunder geschieht

Und durch die Wand das Geräusch der Waschmaschine
sie dreht sich weiter, immer weiter

Bestimmt wirft sie gerade die Ellenbogen durch die Prägung
Und ein Jackenknopf sitzt hier und wartet
Weiter, immer weiter
Blau und Grün das Geräusch auf die Knie gestützt
Die bronzene Scheibe klitscht gegen ein Wunder
So vertraut das Geräusch
Das Geräusch wirft die Wand durch die Waschmaschine
Bestimmt dreht ein Wunder sich weiter vielleicht
Ein Jackenknopf auf die Knie gestützt
Die Prägung sitzt fein durcheinander
Irgendein Ellenbogen dreht sich die Knie
Ein Wunder geschieht
Blau und Grün klitscht durch die Wand und wartet
Die Scheibe gestützt durch ein Wunder
Das Geräusch geschieht vielleicht auf der Prägung
Ein Jackenknopf wirft vertraut das weiter der Waschmaschine
Gestützt auf die Wand
Und warte gerade sitzt der bronzene Blau und Grün geschieht
Irgendein Ellenbogen die Scheibe sitzt durch
Das Geräusch dreht auf die Knie
Dass ein Wunder geschieht, dreht sich weiter
Immer weiter, durch die Wand das Geräusch so vertraut
durcheinander