Moment im Sirup

Damals

War die Zeit
unser süßer Sirup
Über die dampfenden heißen Tage
rann sie
Und zerging

Rann die gestapelten Tage in Frankreich hinab,
die wir gierig verschlangen:
ganze runde Siruppfannkuchen

Zwischen den honigfarbenen Stunden
Platzte der Himmel auf und ergoss
Eine Herde Eisschäfchen
Über die Erde
Die Glyzinie regnete uns ins Gesicht
Zwischen den wehenden Gardinen
im großen Flügelfenster
In dem wir standen
Du und Ich

Mit deinen Augen versuchte ich
Landschaft zu atmen

über uns der Dachvorsprung,
er winkte hunderte Schwalben heran

Rinne nicht mehr, Zeit
rief ich,
Halt an, Sirup

Dann
War es dein Wimpernschlag –
Das Zeichen für die Schwalben, zum Flug –

er war es,
der ihn fortwischte,
den Moment

19 Gedanken zu “Moment im Sirup

  1. Hach, liebe Simone, was für ein schönes Gedicht! Der winkende Dachvorsprung, die gestapelten Tage und die vielen Bilder, die es vom Sommerglück auf die Netzhaut der Vorstellungskraft sendet. Wunderbar! Dazu lacht die Sonne heute morgen in mein Büro und sagt: geht doch!

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  2. …“Oh Augenblick verweile doch
    Du bist so schön!“

    Tot fielen die Schwalben vom Himmel
    Und die Augen des Geliebten verglasten
    Mir selbst geronn das Blut in den Adern

    Rasch mit letzter Kraft
    Brach ich den Zeiger der Zeit

    Und durch die Fensterflügel
    Glitt wehende Unendlichkeit
    Sirrten die Schwalben wieder
    Trunken im Licht

    Mephisto

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